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Adventskalender - Flachlandgorilla

Vorkommen: Kamerun, Kongo, Gabon, Dem. Rep. Kongo

Lebensraum: Flachregen- und Sumpfwälder

Kopf-Rumpf-Länge: 103 - 107 cm

Gesamtlänge: Standhöhe 109 - 180 cm

Gewicht: 57 - 191 kg

Nahrung: Blätter, Stängelmark, Knollen, Zwiebeln, Kräuter, Gräser, selten tierische Kost

Gefährdungsstatus: CR (vom Aussterben bedroht)

Aktuell 15 in Deutschland und 49 Haltungen in der EU gesamt. Eine Liste finden sie hier

Der Westliche Flachlandgorilla (Gorilla gorilla gorilla) ist eine der beeindruckendsten, aber auch am stärksten gefährdeten Tierarten der Welt. Diese sanften Riesen, die in den dichten Regenwäldern Zentralafrikas leben, haben sowohl durch ihre Größe als auch durch ihr soziales Verhalten und ihre Intelligenz das Interesse von Wissenschaftlern und Naturschützern auf sich gezogen. Leider hat auch die Zerstörung ihres Lebensraums und die Bedrohung durch menschliche Aktivitäten zu einem dramatischen Rückgang ihrer Population geführt.

Wer sind die Westlichen Flachlandgorillas?

Der Westliche Flachlandgorilla ist die kleinste Unterart der Gorillas, doch das bedeutet keineswegs, dass er klein ist. Männliche Gorillas, die sogenannten „Silberrücken“, können auf allen Vieren stehend eine Höhe von 1,80 Metern erreichen und über 200 Kilogramm wiegen. Weibchen sind deutlich kleiner und wiegen etwa halb so viel wie die Männchen. Charakteristisch ist das dichte, dunkelbraune oder schwarze Fell, wobei ältere Männchen einen auffälligen silbernen Rücken entwickeln, daher auch der Name „Silberrücken“.

Die Westlichen Flachlandgorillas haben beeindruckend breite Schultern, kräftige Arme und eine muskulöse Brust. Ihre Hände und Füße sind sehr menschenähnlich, was sie zu geschickten Kletterern und Werkzeugnutzern macht. Sie verbringen viel Zeit am Boden, sind jedoch auch in den Bäumen unterwegs, um Nahrung zu suchen.

Verhalten und soziale Strukturen

Wie alle Gorillas leben auch die Westlichen Flachlandgorillas in engen Familiengruppen, die typischerweise aus einem dominanten Silberrücken, mehreren Weibchen und ihren Nachkommen bestehen. Diese Gruppen können bis zu 30 Individuen umfassen, obwohl kleinere Familien mit 5 bis 10 Mitgliedern häufiger sind. Der Silberrücken spielt eine zentrale Rolle im Familienverband: Er führt die Gruppe, entscheidet über das Wandern und Ruhen und schützt die Gruppe vor potenziellen Gefahren.

Das tägliche Leben der Westlichen Flachlandgorillas ist geprägt von Futtersuche und sozialem Miteinander. Ihre Ernährung besteht hauptsächlich aus Blättern, Früchten, Rinde und gelegentlich Insekten. Besonders zur Regenzeit, wenn Früchte in Hülle und Fülle verfügbar sind, legen sie große Strecken zurück, um neue Nahrungsquellen zu erschließen.

Gorillas sind sehr soziale und intelligente Tiere, die sich durch eine Vielzahl von Lauten, Gesichtsausdrücken und Gesten verständigen. Sie können auch Werkzeuge verwenden, um an Nahrung zu gelangen oder schwieriges Terrain zu bewältigen. Besonders berührend ist ihr liebevoller Umgang miteinander, der in vielen Situationen starke Ähnlichkeiten mit menschlichem Verhalten zeigt.

Bedrohungen und Gefährdung

Trotz ihrer beeindruckenden Anpassungsfähigkeit stehen die Westlichen Flachlandgorillas auf der Roten Liste der IUCN als „stark gefährdet“. Die Hauptbedrohungen sind Wilderei, Krankheiten und der Verlust ihres Lebensraums durch Abholzung und den illegalen Bergbau.

1. Wilderei

Obwohl Gorillas nicht direkt für ihren Fleischkonsum gejagt werden, fallen sie oft der Wilderei zum Opfer, die auf andere Tiere abzielt. In vielen Teilen Afrikas hat sich der Handel mit Buschfleisch – Fleisch von Wildtieren – als lukrativ erwiesen, und auch Gorillas werden zunehmend zur Zielscheibe. Auch wenn der direkte Verzehr nicht der Hauptgrund für die Jagd ist, kommt es vor, dass Gorillas gefangen oder getötet werden, wenn sie versehentlich in Fallen geraten oder als Beifang gejagt werden.

Der Handel mit Gorilla-Jungtieren ist ein weiteres Problem. Sie werden häufig illegal gefangen, um an Zoos oder private Sammler verkauft zu werden. Dieser Handel ist extrem grausam, da die Jagd auf Jungtiere oft mit der Tötung der erwachsenen Tiere aus der Gruppe einhergeht, um an das Jungtier zu gelangen.

2. Lebensraumverlust

Die Regenwälder Zentralafrikas, in denen die Westlichen Flachlandgorillas leben, werden immer weiter abgeholzt, um Platz für landwirtschaftliche Flächen, Siedlungen und industrielle Aktivitäten zu schaffen. Der illegale Holzeinschlag und der Bergbau – insbesondere der Abbau von Coltan, einem Mineral, das in vielen elektronischen Geräten verwendet wird – haben ebenfalls erhebliche Auswirkungen auf das Überleben der Gorillas.

Der Verlust ihres Lebensraums hat dazu geführt, dass Gorillas in immer kleinere, isolierte Gebiete zurückgedrängt werden. Diese Fragmentierung der Populationen verringert die genetische Vielfalt und erhöht das Risiko für Inzucht und Krankheiten, die die Bestände weiter dezimieren könnten.

3. Krankheiten

Eine der größten Bedrohungen für die Westlichen Flachlandgorillas ist die Ausbreitung von Krankheiten, insbesondere das Ebolavirus. Diese Krankheit, die auch für Menschen tödlich ist, hat in den letzten Jahrzehnten verheerende Auswirkungen auf die Gorilla-Populationen gehabt. Wissenschaftler schätzen, dass das Ebolavirus in einigen Regionen bis zu 90 % der Gorillas ausgerottet hat.

Durch den engen Kontakt mit menschlichen Siedlungen sind die Gorillas zudem anfällig für andere Infektionskrankheiten, die durch den Menschen eingeschleppt werden. Atemwegserkrankungen, die durch menschliche Touristen oder Forscher übertragen werden, stellen eine weitere Bedrohung dar.

Schutzmaßnahmen: Der Kampf ums Überleben

Angesichts der zahlreichen Bedrohungen gibt es jedoch Hoffnung. Verschiedene Initiativen und Schutzprogramme sind in den letzten Jahren entstanden, um den Westlichen Flachlandgorilla zu schützen und seine Überlebenschancen zu verbessern.

1. Schutzgebiete und Ranger-Programme

In Ländern wie Gabun, Kamerun, der Republik Kongo und der Zentralafrikanischen Republik wurden Nationalparks und Schutzgebiete eingerichtet, die den Westlichen Flachlandgorillas einen Zufluchtsort bieten. Hier patrouillieren speziell ausgebildete Ranger, die Jagd auf Wilderer machen und illegale Aktivitäten wie Abholzung oder den illegalen Bergbau verhindern.

Die Präsenz von Rangern hat in einigen Gebieten bereits zu einer deutlichen Reduzierung der Wilderei geführt. Auch internationale Organisationen wie der WWF oder die „Wildlife Conservation Society“ arbeiten eng mit den lokalen Behörden zusammen, um den Schutz der Gorillas zu gewährleisten.

2. Forschung und Überwachung

Die Erforschung der Gorillas und ihrer Lebensweise ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung für ihren Schutz. Durch das Studium ihrer Bewegungsmuster, Ernährung und sozialen Strukturen können Naturschützer besser verstehen, wie man ihren Lebensraum optimal schützt und erhalten kann.

Ein wichtiger Teil dieser Forschung ist die Überwachung der Gorilla-Populationen. Durch regelmäßige Zählungen und die Überwachung der Gesundheit der Tiere können Wissenschaftler frühzeitig auf Bedrohungen reagieren und Schutzmaßnahmen anpassen.

3. Bildung und nachhaltiger Tourismus

Die Einbindung der lokalen Bevölkerung in den Schutz der Gorillas ist ein weiterer wichtiger Schritt. In vielen Regionen Afrikas wurden Bildungsprogramme ins Leben gerufen, die den Menschen vor Ort die Bedeutung des Naturschutzes vermitteln. In vielen Fällen ist es gelungen, die Einstellung zur Wilderei zu ändern und den Naturschutz als wertvolle Einkommensquelle zu etablieren, zum Beispiel durch Ökotourismus.

Ein nachhaltiger und gut regulierter Tourismus, bei dem Besucher Gorillas in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten können, hat sich in Ländern wie Ruanda und Uganda bereits als erfolgreich erwiesen. Diese Form des Tourismus bringt dringend benötigte finanzielle Mittel für den Schutz der Gorillas und schafft Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung.

Zoos und Zuchtprogramme

Zoos weltweit spielen ebenfalls eine wichtige Rolle im Erhalt des Westlichen Flachlandgorillas. Durch koordinierte Zuchtprogramme wie das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) wird versucht, eine genetisch vielfältige Population in Gefangenschaft zu erhalten. Diese Programme sind nicht nur wichtig für den Erhalt der Art, sondern helfen auch, das Bewusstsein für die Bedrohungen der Gorillas zu schärfen.

Zoos wie der Zoo Leipzig, der Zoo Atlanta und der Londoner Zoo haben erfolgreiche Gorilla-Zuchtprogramme etabliert und engagieren sich in der Aufklärung der Öffentlichkeit.

Fazit: Ein langer Weg, aber Hoffnung in Sicht

Die Situation des Westlichen Flachlandgorillas bleibt kritisch, aber die Erfolge der letzten Jahre zeigen, dass Schutzmaßnahmen wirken können. Durch internationale Zusammenarbeit, lokale Bemühungen und den Einsatz von Wissenschaft und Forschung gibt es Hoffnung, dass diese majestätischen Tiere auch in Zukunft durch die Regenwälder Afrikas streifen können.

Jeder von uns kann durch bewusste Konsumentscheidungen und das Unterstützen von Naturschutzorganisationen einen kleinen, aber wichtigen Beitrag leisten, um das Überleben der Westlichen Flachlandgorillas zu sichern.

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