Nils Ismer
Nils Ismer, Jahrgang 1976 verheiratet mit Richterin Dr. Julia Ismer, zwei Kinder: Lina 13 Jahre, Noah 11 Jahre, 1995- 2000 Studium an der TiHo Hannover, 4 Jahre Assistentstierarzt in der Tierklinik Lüsche, 2005 Rückkehr in den elterlichen Betrieb, welcher seit über 700 Jahren als landwirtschaftlicher Betrieb im Familienbesitz ist und auf dem 1959 der Tierpark Ströhen von Rolf Ismer gegründet wurde, 2007 Übernahme des Betriebes von Vater Holger Ismer.
Sie sind Inhaber des Gestüt Ismer und des Tierpark Ströhen, was sind dort Ihre Hauptaufgaben?
Zu allererst bin ich für alle geschäftsführenden Tätigkeiten zuständig. Dazu gehören Planung, Finanzen, Personal und Arbeitsabläufe. Durch meine Ausbildung mache ich zusätzlich die tierärztlichen Arbeiten.
Welche Qualifikation benötigt man für ihren Beruf?
Gelernt habe ich Tierarzt. Da ich aber im Betrieb aufgewachsen bin, habe ich frühzeitig alle Seiten der Tierpflege und anderer Tagesabläufe kennen gelernt. Aus heutiger Sicht sind Marketing und Betriebswirtschaft von immer größerer Bedeutung. Diese habe ich mir zum teil über die Jahre angeeignet oder greife auf entsprechende Profis zurück.
War es schon immer Ihr Ziel, diesen Beruf zu ergreifen?
Sicher ja. Wenn man in so einem Betrieb aufwächst, ist man gefesselt von der Atmosphäre, den Tieren und den täglichen Herausforderungen. Die Ausbildung als Tierarzt bietet hier sicherlich eine hervorragende Grundlage. Ich hatte bereits als Kind den Wunsch mit Tieren zu arbeiten und habe anschließend nur den passenden Weg gesucht, dieses Ziel zu erreichen.
Wie intensiv ist ihr Kontakt zu den Tieren noch?
Durch die tierärztliche Tätigkeit immer wieder sehr eng. Zusätzlich gibt es natürlich Lieblingstiere, zu denen man ein besonderes Verhältnis pflegt und die man immer wieder besucht.
Was ist ihr schönstes Tier-/Zoo-Erlebnis?
Bei uns im Tierpark Ströhen war es sicherlich die Aufzucht des Tigerkaters Akbar bei uns im Haus. Damit verbinden wir alle unvergesslichen Momente. Spezieller Nachwuchs ist auch immer wieder ein besonderes Erlebnis, vor allem, wenn man nicht damit rechnet. Kürzlich konnte ich in den Arabisches Emiraten ein Okapi streicheln! Das war ein unglaublich erhebendes Erlebnis, dass ich lange nicht vergessen werde.
Wurden Sie schon einmal bei der Arbeit mit den Tieren verletzt?
Ja klar. Den ein oder anderen Schlag, Kratzer oder Bruch musste ich auch schon verzeichnen. Aber das gehört vielleicht auch dazu. Zum Glück ist noch nie etwas schlimmeres passiert.
Haben Sie schon ein Tier von Hand aufgezogen, wenn ja was für eines?
Ich persönlich nicht, aber unser Team und vor allem meine Mutter hat schon ein ganzes Repertoire an Jungtieren, die von der Mutter verstoßen wurden und eine Handaufzucht benötigten. Das ging von Hirschen und Kattas, über Kängurus, Lamas und Zebus bis hin zu Servalen, Pumas und Tigern.
Wie geht es Ihnen, wenn ein Tier, das vielleicht im Tierpark aufgewachsen ist, nach Jahren den Park verlassen muss?
Das kommt ein wenig auf das Tier an. Es gibt sicherlich Jungtiere, gerade Handaufzuchten, bei denen der Abschied schwerfällt. Aber das Abgeben der Tiere gehört auch zu unserem Tagesgeschäft und sollte im Sinne der Tiere professionell betrachtet werden. Bei der Vielzahl der Tiere hat man auch nicht zu jedem eine persönliche Bindung. Die Tiere gehen auch in der Regel an andere Zoos, wo wir sicher sind, dass die Unterbringung und Betreuung gut und artgerecht erfolgt. Dann fällt es leichter.
Was mögen sie an ihrer Arbeit am liebsten und was fällt ihnen am schwersten?
Die ruhigen Stunden im Park, oft am Abend sind eine Belohnung für vieles. Die Natur mit allen Sinnen erleben zu können und zu sehen, dass es den Tieren im Park gut geht ist immer wieder sehr befriedigend. Auch wenn man positives Feedback von den Besuchern bekommt ist das ein tolles Gefühl und gleichzeitig Ansporn weiter zu machen und noch besser zu werden. Ungern erledige ich Papierkram und Behördenarbeiten. Zum Glück habe ich tolle Mitarbeiter, die mich hier super unterstützen und mir den Rücken freihalten.
In vielen Berufen sind Kunden/Besucher manchmal auch ein Ärgernis oder sogar eine Störung. Wie ist das bei Ihnen im Tierpark oder auf dem Gestüt?
Die Besucher sind unsere Luft zu atmen. Es ist schön zu sehen, wie viele Menschen sich bei uns wohl fühlen und Erholung finden. Viele Gäste kommen mehrfach, manche wöchentlich in den Park. Die Anzahl der Jahreskarteninhaber wird von Jahr zu Jahr größer. Wir freuen uns über jeden der kommt, nehmen gerne Kritik entgegen und stellen uns auch kritischen Diskussionen. Nur sachlich und fundamentiert sollte es immer sein.
Gibt es für Sie eigentlich einen wirklichen Feierabend, wo Sie nicht mehr über die Arbeit nachdenken?
Ja natürlich. Mit der Familie oder Freunden. Auch auf Reisen kann ich gut abschalten. Aber das mit dem Feierabend ist sicher anders als in vielen Berufen. Wir sind oft auch nachts im Einsatz und leben ja mitten im Betrieb. Das ist kein Beruf, das ist das Leben!
Haben Sie ein Lieblingstier im Tierpark oder im Gestüt?
Nein, mehrere! Natürlich gibt es ein paar besondere Lieblinge. Aber die verrate ich nicht, sonst sind die anderen eifersüchtig ;-).
Besuchen Sie privat auch andere Zoos, Gestüte u.ä.?
Auf jeden Fall! Zum einen aus privatem Interesse und Neugier, zum anderen aber auch aus professionellen Gründen, um Netzwerke zu bilden und um Ideen zu sammeln. Ich reise sehr viel und eigentlich fast immer aus diesem Grund. Es gibt so viele tolle Menschen mit super Ideen auf der ganzen Welt. Wir wären ja dumm, wenn wir uns hier und dort nicht etwas abschauen würden.
Wenn Sie sich ohne die Formalia, den Platz, die Kosten etc. berücksichtigen zu müssen eine zusätzliche Tierart für den Tierpark wünschen dürften, welche wäre das?
Das ist leicht: Giraffen und Okapis! Ich liebe beide Arten und es ist ein langjähriger Traum eine kombinierte Anlage zu bauen in der auch noch Antilopen integriert würden. Der Plan ist seit vielen Jahren in meinem Kopf. Ich warte nur auf den richtigen Spender, der meinen Traum teilt.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Gestüts, des Tierparks und natürlich für Ihre?
Persönlich wünsche ich mir Gesundheit und Zufriedenheit für meine Familie und mich. Für den Betrieb wünsche ich mir, das unsere Arbeit und unser Engagement Anerkennung findet und darüber in wirtschaftlichen Erfolg führt, der es wiederum ermöglicht, die komplexen Herausforderungen an einen modernen Zoo zu erfüllen. Wir wollen uns nicht mit den großen Zoos vergleichen, aber ich möchte unsere Nische als ländlicher, großräumig strukturierter und naturnaher Zoo weiter erfolgreich belegen.