Nils Ismer zum Thema Corona
Dies ist das zweite Interview mit Nils Ismer, dem Geschäftsführer des Tierpark Ströhen. Diesmal zum Thema Corona. Das erste Interview findet ihr hier.
Erst einmal das Wichtigste, geht es Ihnen, ihrer Familie und den Mitarbeitern gut?
Vielen Dank! Zum Glück sind alle fit. Und auch im Umfeld gab es weder Erkrankungen noch Infektionen.
Verhalten sich die Tiere jetzt ohne Besucher anders als sonst?
Ehrlich gesagt: die meisten nicht. Einige vermissen dass sie Tierfutter von unseren Gästen bekommen, aber das gleichen wir natürlich in der Tagesration aus! ;-)
Gibt es Tiere, denen die Besucher besonders fehlen?
Vielleicht die Elefanten. Hier hat man am ehesten das Gefühl, dass sie den Kontakt zu den Besuchern mögen. Und natürlich die Esel und die Tiere in der Streichelwiese. Auch die Pferde vermissen die Zuneigung der Besucher schon.
Gibt es einen Plan, wie im Fall einer Infektion unter den Mitarbeitern die Tiere weiter versorgt werden können?
Wir haben mehrere Bereiche im Park. Im Falle einer Infektion können Mitarbeiter eines anderen Bereiches einspringen.
Hat sich an Ihrer Arbeit durch die Schließung wegen Corona etwas geändert?
Auf jeden Fall. Zur Zeit versuchen wir mit allen Mitteln über die Social Media Kanäle Kontakt zu unseren Besuchern zu behalten und über verschiedene Programme Einnahmen zu generieren. Auch eine Schenkungsaktion haben wir aktiviert, bei der schon viele Freunde den Tierpark toll unterstützt haben. Das Tagwerk hat sich sehr verschoben, was auch der unsicheren Planungssituation geschuldet ist.
Mal eine Allgemeine Frage, wissen Sie, was passiert mit den Tieren, wenn ein Zoo oder Tierpark die Schließung nicht überstehen sollte?
Nun zunächst würden das Management versuchen, die Tiere an andere Zoos abzugeben. Im Extremfall würde das Veterinäramt die Kontrolle übernehmen und eine artgerechte Unterbringung der Tiere versuchen. In so einer Situation wird sicher auch viel Hilfe von der Bevölkerung kommen. Die meisten Zoos haben große Unterstützung.
Haben Sie Ideen wie sie die finanziellen Ausfälle ausgleichen können?
Einen vollständigen Ausgleich wird es nicht geben. Wir alle werden Abstriche machen müssen. Wir gehen aber verschiedene Wege, um eine gewisse Kompensation des Schadens zu erreichen:
1. Spendenaufruf,
2. öffentliche Hilfsgelder
3. Aufruf an unsere Freunde und Besucher zu Tierpatenschaften und Jahreskartenkäufen.
4. Verkauf von Merchandisingartikeln im Netz unter dem Thema #Herzensangelegenheit❤️ (ist in Arbeit und startet in Kürze).
Was können Besucher und Fans des Zoos/Tierparks tun, um zu helfen?
Das wichtigste ist, dass wir bald wieder öffnen können und hier Einnahmen erzielen. Es wäre toll, wenn wir in dem Moment auch viele Besucher begrüßen können. Natürlich unter den dann gültigen Einschränkungen. Tierpatenschaften oder Jahreskarten online zu erwerben hilft natürlich direkt und jetzt! Wer möchte kann auch gerne bei den Landesvertretern Druck machen, dass es Zeit wird, die Zoos wieder zu öffnen.
Gibt es in der aktuellen Situation eigentlich die Möglichkeit für den Tierpark zu sparen?
Nur an ganz wenigen Stellen. Verbrauchsmaterial für die Gäste und Investitionen in die Infrastruktur sind Punkte, bei denen wir jetzt weniger ausgeben.
Wie fühlt es sich an, mitten am Tag, bei sonnigem Wetter durch einen leeren Tierpark zu laufen?
Am Anfang war das eine Katastrophe! Man hat so eine innere Uhr für die Zahl der Besucher im Verhältnis zum Wetter und der Jahreszeit. Die ist zwischendurch schon mal durchgebrannt. Es war und ist sehr befremdlich, wenn man bei herrlichstem Frühlingswetter durch den Park geht und keinen einzigen Besucher trifft. Mittlerweile schwanken wir zwischen Depression und Kampfeslust.
Gibt es bei Futterlieferungen vielleicht irgendwelche Engpässe, weil Lieferanten schließen mussten oder ihnen das Personal fehlt?
Nein
Wie können sich die Besucher über den Tierpark und die Tiere auf dem Laufenden halten?
Natürlich über die Website, Facebook, Instagram und andere Printmedien. Vor allem auf Facebook zeigen wir viele Bilder und Videos!
Möchten Sie unseren Lesern und Ihren Besuchern noch etwas sagen?
Ja. Wir möchten uns ganz, ganz herzlich bei den vielen Freunden und Gästen bedanken, die uns in dieser bedrohlichen Zeit unterstützt und geholfen haben. Das ist mit Worten nicht auszudrücken und motiviert uns jeden Tag weiter zu machen. Wahnsinn!!