Adventskalender - Roter Vari
Vorkommen: Maroantsetra-Halbinsel (Nordostmadagaskar)
Lebensraum: tropischer Regenwald
Kopf-Rumpf-Länge: 60 - 65 cm
Schwanzlänge: 60 cm
Gewicht: 4,2 - 4,6 kg
Nahrung: Blätter, Früchte, Nektar, Sämereien
Gefährdungsstatus: CR (vom Aussterben bedroht)
Aktuell 19 in Deutschland und 98 Haltungen in der EU gesamt. Eine Liste finden sie hier
Der Rote Vari (Varecia rubra), auch bekannt als Rotbauchmaki oder Roter Lemur, gehört zu den farbenprächtigsten Lemurenarten und ist einer der größten Vertreter der Familie. Mit seinem auffälligen rot-schwarzen Fell und seinem lebhaften Verhalten ist er ein faszinierender Bewohner der Wälder Madagaskars. Wie viele andere Arten der Insel steht auch der Rote Vari jedoch aufgrund von Lebensraumverlust und Wilderei stark unter Druck und ist heute stark gefährdet.
Aussehen und Merkmale
Der Rote Vari hat ein unverwechselbares Aussehen, das ihn leicht von anderen Lemurenarten unterscheidet. Sein Fell ist an den Flanken und auf dem Rücken intensiv rotbraun gefärbt, während Kopf, Bauch, Schwanz und Beine tiefschwarz sind. Ein auffälliger, weißer Kragen umgibt das Gesicht, was dem Vari ein besonders kontrastreiches Aussehen verleiht. Die Färbung kann je nach Individuum leicht variieren, ist jedoch immer leuchtend und dient vermutlich als Signalfarbe in seinem dichten Waldlebensraum.
Der Rote Vari ist, zusammen mit dem Schwarz-weiß-Vari, einer der größten Lemuren und erreicht eine Körperlänge von 60 bis 60 Zentimetern, wobei der buschige Schwanz nochmals 60 Zentimeter messen kann. Erwachsene Tiere wiegen etwa 4,2 bis 4,6 Kilogramm und besitzen lange, kräftige Arme und Beine, die ihnen helfen, sich geschickt durch die Baumwipfel des Regenwaldes zu bewegen. Ihr buschiger Schwanz dient ihnen dabei als Balancierhilfe.
Verbreitung und Lebensraum
Der Rote Vari ist ausschließlich auf der Insel Madagaskar heimisch und bewohnt vor allem die immergrünen Regenwälder der Halbinsel Masoala im Nordosten der Insel. Dieser Lebensraum gehört zu den letzten Rückzugsgebieten der Art und zeichnet sich durch eine hohe Biodiversität und dichten, immergrünen Wald aus.
Rote Varis sind strikt arboreal, das heißt, sie verbringen ihr ganzes Leben in den Bäumen und bewegen sich selten auf den Boden. Die dichten Wälder und hohen Bäume bieten ihnen sowohl Schutz als auch reichlich Nahrung. Sie sind geschickt darin, sich durch das Blätterdach zu schwingen und weite Sprünge von Ast zu Ast zu machen. Ihr Lebensraum in den feuchten, tropischen Regenwäldern bietet ihnen ein stabiles Mikroklima mit konstant hoher Luftfeuchtigkeit und reichlich Nahrung, aber genau diese Wälder sind heute durch Abholzung und Fragmentierung stark bedroht.
Ernährung
Der Rote Vari ist ein frugivorer Primat, das heißt, er ernährt sich hauptsächlich von Früchten. Reife Früchte, die einen hohen Zuckergehalt haben, machen etwa 75 % seiner Nahrung aus. Die restliche Ernährung besteht aus Nektar, Blättern und gelegentlich Blüten. Eine besondere Vorliebe haben Rote Varis für den Nektar des Ravenala-Baumes (auch „Reisendenbaum“ genannt), der in Madagaskar weit verbreitet ist. Beim Fressen des Nektars bestäuben sie gleichzeitig die Blüten und spielen so eine wichtige Rolle im Ökosystem, da sie zur Verbreitung von Samen und zur Bestäubung von Pflanzen beitragen.
Die Ernährungsgewohnheiten des Roten Varis machen ihn zu einem entscheidenden Bestandteil des Regenwaldes, da er aktiv zur Fortpflanzung der Pflanzenwelt beiträgt. Durch das Fressen von Früchten und das anschließende Ausscheiden der Samen verbreiten Varis Samen in ihrem Lebensraum und tragen zur Erhaltung des Waldes bei.
Sozialverhalten und Kommunikation
Rote Varis leben in kleinen Gruppen, die in der Regel aus 2 bis 10 Individuen bestehen. Diese Gruppen setzen sich häufig aus einem dominanten Weibchen, mehreren Männchen und deren Nachwuchs zusammen. Die Weibchen dominieren die Gruppenhierarchie, was bei Lemuren typisch ist. Während der Fortpflanzungszeit übernehmen sie die Führung und sorgen dafür, dass die Gruppe in einem sicheren Gebiet bleibt.
Die Kommunikation innerhalb der Gruppe ist gut entwickelt und beinhaltet eine Vielzahl von Lauten und Gesten. Die Rufe der Roten Varis sind besonders laut und durchdringend und können weit durch den Wald schallen. Sie dienen der Verteidigung des Territoriums, dem Zusammenhalt der Gruppe und der Warnung vor Feinden. Die Tiere nutzen darüber hinaus auch Duftmarkierungen, um ihr Revier zu markieren und mit anderen Gruppenmitgliedern zu kommunizieren.
Fortpflanzung und Aufzucht der Jungen
Die Fortpflanzung des Roten Varis unterscheidet sich von vielen anderen Lemurenarten, insbesondere durch die Brutpflege. Die Fortpflanzungszeit beginnt meist zur Regenzeit, wenn die Nahrung reichlich vorhanden ist. Nach einer Tragzeit von etwa 102 bis 106 Tagen bringt das Weibchen ein bis fünf Junge zur Welt. Dies ist bei Lemuren ungewöhnlich, da die meisten Arten nur ein oder zwei Junge pro Wurf bekommen.
Rote Varis sind die einzigen Lemuren, die Nester bauen. Vor der Geburt legt das Weibchen ein Nest aus Blättern in einem geschützten Bereich der Bäume an, in dem die Jungtiere sicher heranwachsen können. Die Jungen sind bei der Geburt klein und hilflos und verbringen die ersten Wochen im Nest, wo sie von der Mutter gesäugt werden. Nach etwa drei bis vier Wochen beginnen die Jungtiere, das Nest zu verlassen und auf den Rücken der Mutter zu klettern. Sie bleiben in engem Kontakt mit der Mutter und lernen nach und nach, sich durch die Baumwipfel zu bewegen und Nahrung zu suchen.
Die intensive Fürsorge des Weibchens und die enge Bindung zwischen Mutter und Jungtieren sind entscheidend für das Überleben der Jungen. Die Jungen sind etwa nach fünf bis sechs Monaten selbstständig, bleiben aber oft noch bis zu einem Jahr bei der Gruppe, bevor sie ihre eigene Gruppe gründen oder sich einer anderen anschließen.
Bedrohungen und Gefährdung
Der Rote Vari ist heute als vom Aussterben bedroht auf der Roten Liste der International Union for Conservation of Nature (IUCN) eingestuft. Die größten Bedrohungen für diese faszinierenden Tiere sind der Verlust ihres Lebensraums und die Jagd:
1. Lebensraumverlust
Der Lebensraum des Roten Varis, die tropischen Regenwälder Madagaskars, ist einer der am stärksten bedrohten Lebensräume der Welt. Die Abholzung der Wälder für Holz, die landwirtschaftliche Expansion und der illegale Abbau von Bodenschätzen haben dazu geführt, dass nur noch etwa 10 % des ursprünglichen Regenwaldes auf Madagaskar übrig sind. Da der Rote Vari nur in einem kleinen Gebiet im Nordosten Madagaskars vorkommt, wirkt sich jede Zerstörung des Regenwaldes dramatisch auf seine Population aus.
2. Wilderei
Rote Varis werden gelegentlich illegal gejagt, sowohl für den lokalen Fleischkonsum als auch für den Handel mit exotischen Haustieren. Besonders in entlegenen Gebieten, in denen Wildfleisch eine wichtige Nahrungsquelle darstellt, sind Varis oft Opfer der Jagd. Der illegale Tierhandel stellt eine weitere Bedrohung dar, da Varis aufgrund ihres auffälligen Aussehens als Haustiere gefragt sind, obwohl es verboten ist, sie zu fangen und zu halten.
3. Klimawandel
Der Klimawandel könnte den Lebensraum der Roten Varis weiter bedrohen. Durch Veränderungen im Niederschlag und steigende Temperaturen könnten die Vegetation und die Verfügbarkeit von Nahrung in den Wäldern beeinträchtigt werden. Besonders die Kälteempfindlichkeit der Jungtiere könnte durch Temperaturveränderungen das Überleben der Art gefährden.
Schutzmaßnahmen und Hoffnung
Trotz der zahlreichen Bedrohungen gibt es weltweit Bemühungen, den Roten Vari und seinen Lebensraum zu schützen. Mehrere Schutzprojekte und Organisationen setzen sich für den Erhalt der letzten Regenwälder Madagaskars ein und fördern den Schutz des Roten Varis:
1. Schutzgebiete
Ein Großteil der verbleibenden Roten Varis lebt im Masoala-Nationalpark, einem der größten Schutzgebiete Madagaskars. Der Park wurde speziell eingerichtet, um die bedrohten Regenwälder und ihre einzigartige Artenvielfalt zu schützen. Schutzgebiete wie der Masoala-Nationalpark bieten den Varis einen sicheren Rückzugsort und schützen ihren Lebensraum vor Abholzung und Wilderei.
2. Zuchtprogramme in Zoos
Zoos weltweit spielen eine wichtige Rolle im Schutz des Roten Varis. Durch koordinierte Zuchtprogramme wie das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) und ähnliche Initiativen in Nordamerika wird eine genetisch vielfältige Population in Gefangenschaft erhalten. Zoos wie der Zoo Leipzig und der Zoologische Garten Zürich arbeiten aktiv an der Zucht und am Schutz des Roten Varis und informieren die Öffentlichkeit über die Bedrohungen der Art.
3. Wiederaufforstungsprojekte
In Madagaskar gibt es zahlreiche Wiederaufforstungsprojekte, die den Regenwald wiederherstellen und wichtige Korridore für die Tierwelt schaffen. Diese Aufforstungsprojekte sind entscheidend, um isolierte Populationen zu verbinden und die genetische Vielfalt zu fördern.
4. Bildung und Aufklärung
Lokale und internationale Organisationen arbeiten daran, das Bewusstsein der Bevölkerung für die Bedeutung des Roten Varis und seines Schutzes zu fördern. Bildungsprojekte in Madagaskar helfen dabei, das Verständnis für nachhaltige Lebensweisen zu fördern und den Schutz der Varis und anderer bedrohter Arten zu stärken.
Fazit: Ein Symbol der Regenwälder Madagaskars
Der Rote Vari ist ein faszinierender und charismatischer Bewohner der madagassischen Regenwälder und spielt eine wichtige Rolle im Ökosystem als Samenverbreiter und Bestäuber. Der Schutz dieser Tiere ist entscheidend für das Überleben der Art und des einzigartigen Regenwaldes Madagaskars. Durch gezielte Schutzmaßnahmen, Aufforstungsprojekte und Bildung gibt es Hoffnung, dass der Rote Vari auch in Zukunft durch die Wälder Madagaskars schwingen wird.